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Daoismus

Die hier folgenden Zitate aus dem Tao Te King von Laotse und von Dschuang Dsi zeigen den Einfluss der daoistischen Philosophie auf Taiji Quan und alle Formen des Qi Gong. Ein wichtiges Prinzip ist der Gedanke des Wu Wei, des "Tuns ohne Tun", aus dem die alles überwindende Weichheit entsteht:



„Nun“, sagte der Große Nebelhafte, "Nährt Euer Herz. Haltet Euch stille, und die Welt wird von selbst ins Gleis kommen. Vergesset Euern Leib und speiet Eure Klugheit aus. Lasst alle Verschiedenheit beiseite und werdet eins mit dem Unendlichen. Lasst Euern Geist schweifen und setzt Eure Seele frei. Seid leer und seelenlos. So werden die Dinge wachsen und gedeihen und zu ihrer Wurzel zurückkehren. Wenn sie unbewusst zur Wurzel zurückkehren, wird das Ergebnis ein gestaltloses Ganzes sein, welches nie wieder zersplittern wird. Es erkennen heißt es zersplittern. Fragt nicht nach seinem Namen, forscht nicht nach seinem Wesen, und alles wird von selbst gedeihen".

(Dschuang Dse)

Das Härteste in der Welt
Wird vom Weichsten und Geschmeidigsten bezwungen
Das lückenlos Undurchdringliche
Wird vom Gestaltlosen durchdrungen.

Daher weiß man:
Nicht gegen die Natur handeln
Und alle Dinge gedeihen.

Belehren ohne Worte
Im Nicht-Tun verweilen
Wenigen gelingt es


(TaoTeKing 43)

Dao - der Weg

Belehren ohne Worte: Wu Wei - Nicht-Tun kann nicht verbal vermittelt werden, es ist nur praktisch in der Übung zu erfahren. Aus dieser Tatsache haben sich alle Kampfkünste entwickelt, die sich als Weg im Sinne von Dao verstehen.
Das Loslassen, das Verlieren ist ein wichtiger Bestandteil des Lernprozesses. Nicht so sehr das Erlernen neuer Fähigkeiten als vielmehr  das Geschehenlassen als Möglichkeit zu neuer Erfahrung steht im Mittelpunkt:

Wer dem Lernen ergeben, gewinnt täglich
Wer dem Tao ergeben, verliert täglich
Verlierend, verlernend gelangt er
Allmählich dahin, nicht mehr tätig zu sein
Nichts bleibt ungetan,
Wo nichts Überflüssiges getan wird.
Das Nicht-Tun erreichen
Heißt Himmel und Erde zu eigen bekommen.
Wer sich in die Dinge einmischt
Kann die Welt nicht gewinnen
.

(TaoTeKing 48)

"Himmel und Erde zu eigen bekommen" und "die Welt gewinnen" bedeutet hier, Kontrolle über sein eigenes Tun und seine Umwelt zu haben, ohne  zum Spielball seiner Emotionen oder äußerer Ereignisse zu werden.

Auch das Prinzip der "Rückkehr zum Ursprung", zum Natürlichen durch die Wendung nach Innen ist ein Grundgedanke der Übungsformen  ("Bewegung in Stille"). Die innere Achtsamkeit anstelle unserer gewöhnlichen Außenorientierung ermöglicht Klarheit und Einsicht:

Gib Dich hin der äußersten Leere
Versenke Dich in die Stille
Alle Dinge sind zusammen in Aktion
Doch ich schaue ihre Nichtaktion.
Denn die Dinge sind stets in ruheloser Bewegung
Und doch kehrt ein jedes Zurück zu seinem Ursprung.
Zum Ursprung zurückkehren, das ist Stille
In Stille sein, heißt das Wahre Wesen erkennen.
Das Wahre Wesen ist das sich ewig wandelnde Unveränderliche.
Das zu erkennen heißt Klarheit.


(aus TaoTeKing 16)



Der Gedanke des Entsinken in das Nichts, in die Leere ist nicht nur im Daoismus, sondern in allen Kulturen präsent, so z.B. hier durch Johannes Tauler formuliert, einen christlichen Mystiker des Mittelalters:

„Suche nichts als ein reines, einfaches Entsinken in das reine, einfache, unbekannte, namenlose, verborgene Gut, das Gott ist, und in alles, was sich in ihm enthüllen mag. Alles soll sich an sein Nichts halten: Nichts wissen, nichts erkennen, nichts wollen, nichts suchen, nichts haben wollen. Suche weder Empfindung noch Erleuchtung! Entsinke in dein Nicht-Wissen und Nicht-Wissen-wollen! Die Tiefe, die in Gott ist, ist ein solcher Abgrund, daß aller geschaffene Verstand sie nicht zu erreichen noch zu ergründen vermag. Dieser Tiefe soll der Mensch begegnen mit der eigenen Tiefe: das ist, dem grundlosen Abgrund einer unergründlichen Selbstvernichtung. Das heißt: könnte er ganz zu einem lauteren Nichts werden, das hielte er für recht und billig. Das kommt aus der Tiefe und der Erkenntnis seines Nichts."

(Johannes Tauler)

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